Fasnet in Ulm – das muss einfach sein!

Regelmäßig drei Wochen vor dem letzten großen Fasnets-Wochenende verwandelt ich Ulm seit Jahren in ein närrisches Tollhaus. Doch das letzte Wochenende blieb still in Ulm. Kein Kinderumzug, kein Narrenbaumstellen, kein Narrenhock im Kornhaus-Foyer und auch kein Zunftmeisterempfang, kein Weißwurst-Frühschoppen und schon gar kein bunter Umzug durch die Ulmer Innenstadt. Die Liste der abgesagten Termine bei der Narrenzunft Ulm ist lang und traurig. Die Narren lassen sich nicht unterkriegen und feilschen und planen für die Zukunft. Und doch gibt es für die Ulmer Bürgerinnen und Bürger etwas Fasnet zu bestaunen.

Zong – raus und aus mit dem großen Fasnetsprogramm und den sonst so weithin beliebten Brauchtumsveranstaltungen. Die rund 6.000 Narren, die sonst die Stadt beim großen Narrensprung UMZUG unsicher machen, sind ebenso wie die abertausend Schaulustigen am Wegesrand in diesem Jahr dazu verdammt nichts zu unternehmen. Die über 500 Mitglieder der im Januar 1992 ins Leben gerufenen Narrenzunft Ulm e.V. schlüpfen in diesem Jahr erstmals nicht in ihr Häs. Auch die Maske ist heuer eine ganz andere. D‘r Sevelinger Bauza, Butzaraule, Holl Hexa, Schemen Deifl, GaugaMa und Ulmer Hansele verstecken sich, wie es die Vorschrift will, hinter FFP2-Masken. Zunftmeister Gerhard Wies sagt dazu: „Das Einzige, was Bestand hat ist, dass die Fasnetszeit an sich nicht abgesagt werden kann. Die 5. Jahreszeit ist fest im Kalender verankert und zudem trägt ein echter Narr die Fasnet stets in seinem Herzen.“ Und weil es nicht ganz ohne die Fasnet geht, haben sich die Narren etwas einfallen lassen.

In der Stadtbibliothek Ulm stellen die Narren momentan ihre nicht benötigten Masken und Häser zur Schau. Klar ist auch die Bücherei geschlossen, doch ein Blick durch die großen Scheiben der Glaspyramide lohnt allemal. Das Brauchtum der alemannischen Fasnet, Geschichten und Figuren können bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Vestgasse zumindest von außen bestaunt werden. Auch bei einem Bildergalerie-Umzug, den die Narrenzuft Ulm auf ihrer Website online gestellt hat, kann die städtische Kultur und das liebens- und lebenswerten Brauchtum näher betrachtet werden.

Während alles in stillen Bahnen läuft, sind die Narren voller Hoffnung auf das Jahr 2022. Dann, wenn Ulm zum großen Ringtreffen des Alemannischen Narrenrings einlädt und die Stadt vom 4. bis zum 6. Februar damit in den größten Ausnahmezustand versetzt. Bis dahin heißt es für alle Narren: ZONG-Raus s´goht d`rgega!

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