Deutsche bunkern wertvolle Rohstoffe

Wer über Nachhaltigkeit und Umweltschutz spricht, sollte sich selbst einmal hinterfragen. Allein am Bespiel Mobiltelefon gibt es erschütternde Nachrichten. Dies hat die aktuelle Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e.V (Bitkom) ergeben. Befragt wurden 2020 deutschlandweit Handynutzer ab 14 Jahren. Die Umfrage zeigte, dass in deutschen Haushalten tonnenweise wertvolle Rohstoffe lagern. Dabei kann es für jeden so einfach sein, mit den endlichen Schätzen unserer Erde verantwortungsbewusst umzugehen.

Seit der ersten Umfrage, die Bitkom im Jahr 2010 durchgeführte, hat sich die Anzahl der ungenutzten Handys fast verdoppelt. Über 80 Prozent der Deutschen haben mindestens ein, oftmals auch mehrere, unbenutzte Handys zuhause einfach so rumliegen. Damit lagern allein in deutschen Schubladen Unmengen an wertvollen Ressourcen.

Ein einziges Handy besteht laut dem Informationszentrum Mobilfund.de zu 25 % aus Metallen, davon sind 1 Prozent so wertvolle Rohstoffe, wie Gold, Silber, Kupfer, Kobalt und das Platinmetall Palladium. Einzeln gesehen klingt dies erstmal wenig. Doch hochgerechnet auf die ca. 200 Millionen Handys, die in Deutschlands Schuladen schlummern, ergeben sich Summen, die zum Nachdenken anregen sollten. Denn zusammengerechnet befinden sich etwa 30 Tonnen Silber, fünf Tonnen Gold, 1.800 Tonnen Kupfer, 1,6 Tonnen Palladium und 700 Tonnen Kobalt in Schränken und Schubladen der Bundesbürger.

Die Gewinnung dieser seltenen Rohstoffe ist in der Regel mit barbarischen Zuständen in den Abbauländern verbunden. Meist illegal unter gefährlichen Bedingungen bauen Menschen, darunter unzählige Kinder, die für unsere Handys benötigten Bodenschätze ab. Die Gewinne des illegalen Rohstoffhandels werden in vielen Ländern zudem zur Finanzierung kriegerischer und menschenrechtsverletzender Auseinandersetzungen verwendet. Lieferketten finden ihren Weg meist über Asien, wo sie weiterverarbeitet werden. Daher sind die Rohstoffwege kaum nachvollziehbar.

Laut Bitcom wurden allein in Deutschland im Jahr 2020 rund 20 Millionen Neugeräte verkauft. In den seltensten Fällen sind die in neue ausgetauschte Geräte irreparabel defekt, wenn sie an ihren Schlummerplatz wandern. Bessere Kameras, noch höher auflösende Displays und immer mehr Leistung sind die allgemeinen Argumente für einen Handy-Neukauf. Oft ist den Neukäufern gar nicht bewusst, wie sie für sich ausgediente Geräte sinnvoll und nachhaltig entsorgen können. Dabei ist es so einfach die Rohstoffe elektronischer Geräte dem Wirtschaftskreislauf zurückzugeben.

Refurbishing und Recycling nennen sich die Zauberworte. Wobei im ersten Fall alte Handys, nach einer DEKRA-zertifizierten Datenlöschung, aufbereitet werden und so als Gebrauchtgeräte wieder den Weg in den Markt finden. Nicht mehr funktionsfähige und irreparable Exemplare werden dem Recycling zugeführt und damit die verbauten Rohstoffe zurückgewonnen. Mit den Erlösen aus der landesweiten Sammelaktion werden Natur-, Umweltschutz- und Sozialprojekte gefördert.

Auch die Stadt Ulm geht seit 2020 gegen die Verschwendung an und beteiligt sich an der landesweiten Sammelaktion für Altgeräte. Laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung konnten seit Oktober letzten Jahres bereits drei Pakete mit ausrangierten Geräten, darunter Handy und Tablets, zur Weiterverwertung verschickt werden. Ein Drittel davon konnte repariert und wiederverwendet werden. Aus den zwei Dritteln recycelter Geräte wurden ein knappes Kilogramm Kupfer, 15 Gramm Silber und drei Gramm Gold zurückgewonnen.

Wer sein Schlummerhandy nun aus der Schublade holen und abgeben möchte, kann dies zum Beispiel im Ulmer Weltladen tun, der eigens eine Box hierfür aufgestellt und auch während des Lockdowns regulär geöffnet hat. Weitere Sammelstellen und nähere Details zu den Weiternutzungs- und Entsorgungswegen sind unter https://www.handysammelcenter.de zu erfahren.

 

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